Eco: Umberto: Der Name der Rose

IL NOME DELLA ROSA, 1980
München : Carl Hanser, 1986
3. Auflage
634 S.
Roman

1327 kommt der Mönch William von Baskerville mit seinem Adlatus Adson in ein italienisches Kloster. Er soll dort ein Treffen von Abgeordneten des Papstes und Abgeordneten des Kaisers vorbereiten und begleiten.
Kurz vor Williams Ankunft wird im Kloster ein Mönch tot aufgefunden. Der Abt bittet William, den Tod aufzuklären, denn William ist Inquisitor und für seinen Scharfsinn bekannt. Der Abt ermächtigt William, die Mönche zu befragen, verbietet ihm aber, die Bibliothek zu betreten, denn dies ist nur dem Bibliothekar gestattet. Williams Interesse an der Bibliothek ist nun erst recht geweckt. Die Gäste dürfen nur in das Skriptorium, den Raum, in dem die Mönche Bücher abschreiben und mit Illustrationen versehen. William und Adson bewundern die Arbeiten des Toten, der als Miniaturenmaler im Skriptorium gearbeitet hat. Seine fantasievollen Bilder reizen sie zum Lachen. Ein alter Mönch betritt den Raum und kritisiert ihr Gelächter.

Er fixierte uns streng, als könne er uns sehen, und auch in den folgenden Tagen sah ich ihn stets sich bewegen und sprechen, als wäre er noch in Besitz seines Augenlichts. Doch der Ton seiner Stimme war der eines Mannes, der nur das innere Auge besitzt, will sagen die Gabe der Prophetie. (S. 105)

Der alte Mönch, Jorge von Burgos, ist blind, aber er ist überzeugt, im übertragenen Sinne viel weitsichtiger zu sein als die jungen Mönche.
In den folgenden Tagen sterben weitere Mönche, und William vermutet den Grund in der Bibliothek, genauer in einem bestimmten Buch, das alle suchten. Damit hat er tatsächlich Recht, auch wenn die Mönche durch verschiedene Ursachen sterben.
Das Buch, um das es geht, ist das zweite Buch der „Poetik“ von Aristoteles, das als verschollen gilt. Während Aristoteles die positive Kraft des Lachens hervorhebt, lehnt Jorge das Lachen ab, da es seiner Meinung nach die Angst und damit die Gottesfurcht vertreibt.
Deshalb hat Jorge die Seiten des Buches mit einem starken Gift bestrichen, so dass alle, die darin blättern, sich vergifteten.
Was kaum jemand im Kloster weiß: Jorge war bis zu seiner Erblindung vor vierzig Jahren selbst Bibliothekar, und nach der Tradition des Klosters wäre er Anwärter für das Amt des Abtes gewesen. Nach seiner Erblindung nutzte er seinen Einfluss, um einen Mönch Abt werden zu lassen, der zumindest in seinem Sinne handelte. Da auch alle späteren Bibliothekare von ihm abhängig waren, blieb er der heimliche Herrscher der Abtei.
Am Ende weiß Jorge, dass William alles über ihn herausgefunden hat, und versucht, das Buch aufzuessen. William und Adson wollen ihn daran hindern, William entreißt ihnen ihre Lampen, wirft sie in Richtung Bücher und setzt die Bibliothek und damit die gesamte Abtei in Brand. Jorge hat nach allem, was er getan hat, keinerlei Schuldgefühle, denn er ist überzeugt, dass dies Gottes Wunsch war. Er begründet es mit seiner Gabe, Dinge zu sehen, die andere nicht sehen, und schließt daraus, dass er mehr als alle anderen in der Lage ist, Gottes Willen zu verstehen und umzusetzen.
Jorge ist im Roman relativ wenig präsent, hat aber eine Schlüsselrolle.

(Vgl. Film: Der Name der Rose)

 

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