Eiben, Michaela: Blind + blond = blöd
Forbach : Hase, 2006
118 S.
Autobiografie
Michaela Eiben erblindet mit einundzwanzig Jahren über Nacht, das heißt, sie wacht morgens auf und kann nicht sehen. Die Ärzte können ihr nicht helfen, sie stellen eine Sonderform der Retinitis pigmentosa fest.
Nach dem ersten Schock und dem Gefühl, es nicht wahrhaben zu wollen, fängt sie sich. Sie lernt mit dem Stock zu laufen, Punktschrift zu lesen und verschiedene Hilfsmittel zu nutzen. Ihre größte Stütze ist ihr Freund Jürgen, mit dem sie schon vor der Erblindung zusammenlebt und den sie ein Jahr nach der Erblindung heiratet.
Sie bekommen drei Kinder und sie lernt, den Haushalt zu organisieren. Wirklich schwierig ist es aber für sie, mit dem Misstrauen der Umwelt fertig zu werden. Einerseits traut man ihr nichts zu, andererseits erhält sie oft nicht die Hilfe, die sie braucht. Als ihr Sohn zur Schule kommt, beantragt sie Taxigeld, denn die Schule ist zu weit und sie kann ihn nicht fahren. Zunächst wird der Antrag abgelehnt, mit der Begründung, das Kind sei ja nicht behindert. Sie wendet sich an den Chef der Behörde.
„Und Ihr Mann kann ihn wirklich nicht zur Schule fahren?“
„Klar“, sagte ich, „kann er das, nur muss er dann aufhören zu arbeiten. Ich denke, das würde den Staat mehr als ein Taxi kosten, wenn mein Mann sich arbeitslos melden müsste.“
„Nun werden Sie mal nicht frech“, meinte er. „Ich bin nicht frech. Ich habe nur keine Lust, mich ständig verarschen zu lassen.“ (S. 34)
Dank ihrer Hartnäckigkeit bekommt sie das Taxigeld und sie kämpft sich durch viele Widrigkeiten. Dabei nimmt sie nie ein Blatt vor den Mund. So sagt sie zu einem Sachbearbeiter:
„Da können Sie mir noch ein Bein und einen Arm abschneiden zu meiner Erblindung, das wäre mir lieber, als Ihre Gehirnmasse zu besitzen. Vorausgesetzt, da ist überhaupt was drin.“ Daraufhin wurde er sauer, aber das machte mir nichts. Schließlich hatte er angefangen, mich zu beleidigen. (S. 27 f)
Sie weiß, dass sie mit ihrer Art aneckt.
Ich sage das, was ich denke. Und das passt den meisten Menschen natürlich nicht und besonders nicht von einer behinderten Frau. (S. 20 f.)
Sie möchte nicht den Erwartungen entsprechen, die ihre sehende Umwelt an blinde Frauen hat: altmodisch gekleidet, ungeschminkt und unterwürfig.
Michaela Eiben beschäftigt sich hauptsächlich mit ihrem Verhältnis zu sehenden Menschen; über ihre Kontakte zu blinden Menschen schreibt sie kaum etwas. Aber auch diese findet sie oft eher abschreckend. So beschreibt sie, wie sie kurz nach ihrem Eintritt in den örtlichen Blindenverein Besuch von einem Ehepaar bekam. Der Mann schob seine blinde Frau durch die Haustür.
An diesem Tag schwor ich mir: so willst du niemals enden! Der Gedanke, dass mich jemand durch die Gegend schleifen könnte, schreckte mich ab. (S. 7)
Im Kapitel „Blind ist nicht gleich blind“ geht sie kurz auf die Unterschiede zwischen geburtsblinden und spät-erblindeten Menschen ein und dass nicht alle blinden Menschen vollblind sind.
Das gesamte Buch gleicht einer Ansprache, immer wieder werden direkte Fragen und Appelle an die Leser und Leserinnen gerichtet. Dabei geht es auch um allgemeine Themen wie eine gesunde Lebensweise. Sie empfiehlt zum Beispiel, nicht zu rauchen, viel zu trinken, viel zu lachen und die eigenen Stärken einzusetzen.
Auch wenn Sie keine Behinderung haben, gilt das genauso. Dieses Buch habe ich für Jedermann geschrieben.“ (S. 61)