Emch, Werner: Wie ein Feuer im Wind

Frankfurt : August von Goethe Literaturverlag, 2012
379 S.
Roman

Thomas Wenger wächst in einer Großfamilie in der Schweiz auf. Thomas hat ein gutes Verhältnis zu allen Familienmitgliedern, und auch bei den Menschen im Dorf ist der talentierte Junge beliebt. Nach der Schule wird er Architekt, er hat viele Pläne und will mit seiner Freundin Anna, Freunden und Verwandten in ein Genossenschaftshaus ziehen, das er selbst entworfen hat.
Am Ende einer Militärübung hört er von einem Brand in einem Asylbewerberheim, Thomas und der Rest der Truppe wollen sofort helfen. Bei dem Versuch, einen Mann zu retten, wird Thomas schwer am Kopf verletzt. Es ist nicht lebensgefährlich, aber seine Augen sind so schwer beschädigt, dass sie entfernt werden müssen.
Zuerst will es ihm niemand sagen, und er selbst glaubt auch, den lästigen Augenverband loszuwerden. Er kann sich gar nicht vorstellen, danach immer noch blind zu sein.
Irgendwann sagt es ihm jedoch der Arzt in Anwesenheit von Anna.

Thomas‘ Seele durchwanderte in den darauffolgenden Tagen die tiefsten Tiefen und finstersten Abgründe. Diese Trauerarbeit und die ganze Traumabewältigung, die noch lange nicht abgeschlossen waren, zerrten an seiner Substanz, aber auch seine Angehörigen und vor allem Anna waren in jener Zeit durch sie gezeichnet. (S. 168)

Er scheint wesensverändert zu sein, reagiert schroff und ironisch auf Hilfsangebote, besonders Annas Verhalten empfindet er als falsches Mitleid. Trotzdem hält die Beziehung. Allerdings beschließen sie, eine Zeit lang getrennte Wege zu gehen. Thomas will zur Reha nach Basel und Anna will die Zeit nutzen, sich von ihrem Arbeitgeber für einige Wochen nach New York versetzen zu lassen. Sie vergleichen die Trennung mit einem Wind, der ein schwaches Feuer auspusten und ein starkes anfachen kann.
Die Reha bekommt Thomas, er findet Freunde und neuen Lebensmut, lernt die Brailleschrift und den Umgang mit dem Langstock. Da er in seinem Beruf als Architekt nicht mehr arbeiten kann, beginnt er bei einer Versicherung, wo er in der Abteilung Bauschäden tätig wird.
Aber die Beziehung mit Anna scheitert, sie schließt sich in Amerika einer Sekte an und bricht alle alten Kontakte ab.
Er findet eine neue Frau, doch auch die Beziehung hält nicht lange. Die Frau hatte schon früher Depressionen, die immer wieder kommen und die dazu führen, dass sie sich bei einer Bergwanderung in die Tiefe stürzt. Thomas leidet nicht nur unter dem Verlust, sondern macht sich auch Vorwürfe, weil er den Sturz nicht verhindert hat. Er versucht sich selbst mit Tabletten umzubringen, wird aber rechtzeitig gefunden.
Im Krankenhaus bekommt er Besuch von einer Frau. Am Händedruck erkennt er Anna. Sie bekam Zweifel an ihrer Sekte und stieg aus. Die beiden wollen es noch einmal miteinander versuchen.

 

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