Erb, Susanne: Auch eine Blinde hat das Recht, glücklich zu sein
in: Susanne Erb: Zwischen Licht und Dunkelheit
Frankfurt : R. G. Fischer, 1999
S. 131–151
Kurzroman
Marlies ist eine junge Physiotherapeutin, die durch Diabetes erblindet ist. Auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz hat sie einen Unfall. Ein Autofahrer kann nicht mehr rechtzeitig bremsen und fährt sie an. Ihr passiert nichts, aber der Fahrer ist schuldbewusst und kümmert sich um sie. Die beiden freunden sich an und verlieben sich ineinander. Der Mann, er heißt Christian, lebt mit seiner Schwester Margot zusammen, die ihm den Haushalt führt. Margot lehnt diese Verbindung ab. Obwohl sie weiß, dass die zukünftige Frau ihres Bruders Diabetikerin ist, bietet sie ihr bei den Mahlzeiten lauter Gerichte an, die sie nicht essen darf. Schließlich geht sie so weit, die Tür zum Keller zu öffnen, sodass Marlies stürzt und sich ein Bein bricht. Christian will seine Schwester daraufhin wegschicken, aber die beiden Frauen schließen Frieden, Margot will ihrer zukünftigen Schwägerin nichts Böses mehr tun.
Margot nickt zustimmend. Sie konnte nicht sprechen. Sie war tief bewegt und dankbar. Sie würde die beiden in Zukunft verwöhnen und alles für das blinde Mädchen tun, was in ihrer Kraft stand. (S. 139)