Fallada, Hans: Der ungeliebte Mann

Rastatt : Moewig, 1980
Ersterscheinung 1940
363 S.
Roman


Der Roman handelt von drei jungen Frauen, Lola, Ilse und Traute, die auf dem Gutshof von Peter Siebenhaar arbeiten. Herr Siebenhaar ist seit einiger Zeit blind.

Aber das Unglück war zu plötzlich, so völlig unerwartet über ihn hereingebrochen: Ein Schwund des Sehnervs als ganz unerwartete Folge einer Schädelverletzung im Kriege. (S. 55)

Einige Zeit nach seiner Erblindung verließ ihn seine Frau, Herr Siebenhaar sieht selbst ein, dass er seine Unzufriedenheit oft an ihr ausgelassen hat. Er ist kein leichter Arbeitgeber, trinkt viel und ist auch äußerlich verkommen.
Lola und Ilse, die beiden Älteren, haben viele wechselnde Freunde. Traute dagegen hält sich zurück, sie wartet auf den „Richtigen“. Teils aus Unverständnis, teils um sie zu ärgern, schlagen ihr Lola und Ilse vor, Peter Siebenhaar zu heiraten.

Das leise Grauen, das Traute stets vor dem blinden Mann empfand, das Schweigen, das sie ihm gegenüber fast wider Willen beobachtete, ihre ganze scheue Zurückhaltung kam vielleicht nicht nur aus der instinktiven Scheu vor dem „von Gott Geschlagenen“, sondern auch aus der unverhüllten Sympathie des Blinden für sie, aus den Spötteleien der anderen. Liebe – nein, so etwas war natürlich gar nicht möglich. Er war ja kaum noch ein Mann, lieben konnte man ihn nicht. Aber er hätte eine Mutter haben müssen oder irgendeinen alten guten Menschen, der immer um ihn war, der Geduld mit ihm hatte. (S. 38)

Als Herr Siebenhaar sie eines Abends bittet, ihn zu heiraten, zögert Traute, sagt dann aber doch zu. Es ist keine Liebe, aber sie sieht eine Aufgabe darin, für ihn zu sorgen. Ein bisschen triumphiert sie dabei auch über Lola, die immer noch von einem reichen Mann träumt. Die Ehe wird nicht glücklich, Peter Siebenhaar versucht die Zuwendung von seiner Frau zu erpressen, er brauche sie, weil er doch blind sei. Er bewacht sie eifersüchtig und schirmt sie völlig von der Umwelt ab. Ilse, die mittlerweile auch verheiratet ist, verhilft Traute zu einer abenteuerlichen Flucht. Später wird sie von Peter Siebenhaar geschieden. Er tröstet sich schnell mit Lola, die allerdings den Spieß umdreht. Sie genießt den Wohlstand und belügt und tyrannisiert ihn, wo sie kann. Seine Proteste unterdrückt sie dadurch, dass sie ihn seine Abhängigkeit immer wieder spüren lässt.
Hans Fallada beschreibt den erblindeten Peter Siebenhaar als Menschen, der es seinen Mitmenschen durch seine Alkoholsucht schwer macht, mit ihm auszukommen. Möglicherweise drückt der Autor damit auch eine große Verbundenheit mit seinem Protagonisten aus, denn Hans Fallada hatte viele Jahre lang selbst mit einer Alkohol- und Morphinsucht zu kämpfen.

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