Farrell, Henry: Scheußlich, die Sache mit Allan
HOW AWFULL ABOUT ALLAN, 1963
Reinbek : Rowohlt, 1965
155 S.
Roman
Allan, der sein Leben lang im Schatten seines erfolgreichen Vaters und seiner tüchtigen Schwester gestanden hat, ist erblindet. Nicht organisch, aber seit er bei einem Wohnungsbrand seinen Vater in den Flammen gesehen hat, kann er nicht mehr sehen.
(...) daß ich jede Möglichkeit, noch einmal Ähnliches sehen zu müssen, ausschließen wollte. Und so hatte ich beschlossen, tief in meinem Unterbewußtsein, einfach gar nichts zu sehen. Ich hatte mich selbst blind gemacht. (S. 13)
Der Vater starb bei dem Brand, den Allan vermutlich aus Leichtsinn verursacht hat. Seitdem ist Allan menschenscheu und lässt kaum noch Menschen an sich heran, nur noch seine Schwester Katherine, den Psychiater und Olive, eine mütterliche Freundin. Sein Zustand bessert sich allerdings, er kann wieder Umrisse erkennen, sodass die psychiatrische Behandlung erst einmal ausgesetzt wird.
In dieser Zeit kommt Katherine auf die Idee, ein Zimmer des großen Hauses zu vermieten, um das knappe Haushaltsgeld aufzubessern. Allan sieht die Notwendigkeit ein, aber der Gedanke erschreckt ihn auch. Seine Angst steigert sich in Panik, als er den Mieter kennenlernt: Harold Dennis, ein Mann mit leisem Gang und tonloser Stimme. Eigentlich ein unproblematischer Mieter, einer, der morgens früh das Haus verlässt und abends erst spät wiederkommt. Aber Allan ist er nicht geheuer, er fühlt sich von dem Mieter verfolgt. Immer wieder hört er eine flüsternde Stimme, die ihn ruft, so wie ihn sein Vater rief, als er in den Flammen stand. Erst glaubt er, es sei Harold Dennis, aber dann kommt ihm ein anderer, viel schlimmerer Gedanke: Er fürchtet, dass Katherine und ihr früherer Freund ein Komplott gegen ihn geschmiedet haben, um ihn in den Selbstmord zu treiben. Allan erhofft sich Hilfe von Olive, aber sie ist viel zu gutmütig, um sich so etwas vorzustellen. Eines Nachts drückt eine Gestalt Allan ein Messer in die Hand. Allan versucht, mit dem Messer auf die Gestalt einzustechen, was Olive, die gerade das Zimmer betritt, noch rechtzeitig verhindern kann. In diesem Moment kann Allan wieder sehen. Er sieht seine Schwester mit einem von Brandwunden entstellten Gesicht, und plötzlich weiß er auch wieder, was sich in der Brandnacht tatsächlich zugetragen hat. Während er völlig handlungsunfähig war, ist seine Schwester an ihm vorbei in das brennende Zimmer gelaufen, um den Vater, dem sie ergeben war, zu retten. Sie stand in den Flammen und hat nach ihm gerufen. Die Psychiater bestätigen, was Allan schon länger fürchtete: Es war Katherine, die ein Spiel mit ihm trieb. Sie gab ihm die Schuld an den Ereignissen und wollte Rache nehmen. Allan, der nun wieder sehen kann und auch psychisch wieder im Gleichgewicht ist, versucht Katherine zu verstehen und ihr zu helfen. Dann taucht Harold Dennis auf. Es gibt ihn tatsächlich und er sieht so aus, wie Allan ihn sich immer vorgestellt hat. Voll Schrecken rennt Allan in sein Zimmer. Olive klärt die Sache auf. Harold Dennis hat das Zimmer gemietet, musste dann aber überraschend für einige Wochen verreisen. Das brachte Katherine auf ihren Plan. Während Olive Allan alles erklärt, sieht sie in seine Augen und erschrickt: „Oh, Allan“, keuchte sie, und ihre Stimme war heiser vor Entsetzen. „Allan – wie furchtbar ...“ (letzte Seite, Ende des Romans)