Federspiel, Jürg: Geographie der Lust

Frankfurt : Suhrkamp, 1989
201 S.
Roman


Ein Millionär verliebt sich in die attraktive Laura. Sie gefällt ihm so gut, dass er sie besitzen und zu einem Kunstwerk gestalten lassen will. Er lässt ihr von einem berühmten Tätowierkünstler die Weltkugel auf den Po tätowieren. Doch er hat nichts von seinem Kunstwerk, er stirbt kurz nachdem die Weltkugel vollendet wurde, zurück bleibt Laura mit einem berühmten Kunstwerk. Sie rückt schlagartig in das öffentliche Interesse, die unterschiedlichsten Menschen wollen ihre Haut bewundern. Eine regelrechte Tätowierungswut bricht aus, die Menschen fühlen sich nackt ohne Tätowierungen. Laura geht in Amerika auf Tournee und lebt nicht schlecht von den Einnahmen. Während der Tournee verliebt sie sich in einen blinden Mann, den sie von ihrem Hotelfenster aus gesehen hat. Wenn die Menschen ihren Po bewundern, muss sie an ihn denken.
Ihr gefällt die Vorstellung, dass er nicht an dem Kunstwerk auf ihrem Po interessiert ist.
Sie möchte sich wegen ihm aus dem Ausstellungsgeschäft zurückziehen, gerät aber in die Hände von Japanern, denen es nicht reicht, ihre Tätowierung zu bewundern, sie wollen Lauras Haut besitzen – um jeden Preis. Sie entkommt ihnen knapp. Im letzten Kapitel lebt sie zusammen mit ihrem blinden Mann und zwei Kindern in einem kleinen italienischen Dorf. Diese Geschichte wird immer wieder durch die Einführung von Engeln unterbrochen. Federspiel baut Engelsvorstellungen unterschiedlicher Religionen ein und verbindet sie mit der eigentlichen Geschichte, das heißt die Engel greifen mehrmals in die Handlung ein. Sie veranlassen, dass Laura, die bis dahin Spielzeug reicher Männer war, das erste Mal in ihrem Leben einen anderen Menschen liebt. Durch ihr Eingreifen entkommt Laura zuletzt auch auf märchenhafte Weise ihren Verfolgern und es kommt zu einem Happy End in Italien.
Der blinde Mann taucht nur an wenigen Stellen auf, er hat scheinbar nur eine Statistenrolle. Da ihn aber als einzigen Menschen die Tätowierungen nicht berühren, übernimmt er einen wichtigen Gegenpol in der Handlung. Er hat seine eigenen Ticks, so führt er in Italien zum Beispiel einen unsichtbaren Hund aus.

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