Fleming, Joan: Blinde Augen sehen mehr
YOU CAN’T BELIEVE YOUR EYES, 1957
Reinbek : Rowohlt, 1963
173 S.
Roman
Die Geschichte spielt wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg in Hamburg. Dr. Totterdell war früher Arzt mit eigener Praxis, bis er durch eine Bombe sein Augenlicht verlor. Nun hat er sich auf die obere Etage seines Hauses zurückgezogen und die restlichen Räume an das Ehepaar Rangward vermietet. Eines Tages laden die Mieter Gäste zum Essen ein und nach der Mahlzeit bricht der Gastgeber tot zusammen. Er wurde mit Blausäure vergiftet.
Die Geschichte wird aus den verschiedenen Perspektiven der Beteiligten – Freunde und Nachbarn – erzählt. Es wird schnell klar, keiner mochte den Verstorbenen, aber die, die wirklich ein Motiv hatten, ihn umzubringen, hatten gar nicht die Möglichkeit, ihm das Gift zu geben, und die, die Zugang zu dem Gift hatten, hatten keinen ausreichenden Grund.
Am Ende klärt der blinde Arzt die Geschichte auf. Er kannte die Beteiligten sehr gut, weil sie ihn alle regelmäßig besuchten und zu ihrem Beichtvater erkoren hatten. Dr. Totterdell kann die Ereignisse rekonstruieren und die Polizei kann seine Theorie mithilfe der Fingerabdrücke bestätigen.
„Ich bin ein blinder Mann, der seit seiner Erblindung stolz auf seinen Scharfblick ist. Aber nach Rangwards schrecklichem Ende fühlte ich mich doppelt blind. Erst nach dem ereignisreichen Tag der Beerdigung begann mein inneres Auge wieder zu arbeiten (…)“ (S. 159)
Dabei betont er immer wieder, dass er erst nach mehreren Irrwegen und langen Überlegungen die Charaktere der Personen einschätzen und die richtigen Schlussfolgerungen ziehen konnte.
Seine Haushälterin bezweifelte lange Zeit seine Blindheit, weil er sich häufig sehr sicher bewegen konnte. Auch der Inspektor ist skeptisch. Um die Zweifel an seiner Blindheit auszuräumen, nimmt Totterdell schließlich seine schwarze Brille ab und zeigt seine Glasaugen.