Ganghofer, Ludwig: Schloß Hubertus
München : Knaur, 1983
Ersterscheinung: 1895
701 S.
Roman
Im Mittelpunkt steht der alte Graf Egge, ein leidenschaftlicher Jäger, der über die Jagd seine Familie vernachlässigt, seine Mitarbeiter mit seinen Launen tyrannisiert und sich schließlich mit seinen Kindern überwirft. Nur der Tod seines Sohnes Willy kann ihn erschüttern, sein Leben ändert sich aber nicht. Auch Hinweise auf sein Alter lassen ihn nicht kürzertreten. Er könne noch gut sehen und das sei das Entscheidende. Bei dem Versuch, einen Adlerhorst auszuheben, geraten ihm Nestdreck und Kot in die Augen. Es brennt sehr stark und er muss eine Weile mit verbundenen Augen zu Hause sitzen. Für den Grafen ist es eine lästige Unterbrechung seiner Jagd, weiter nichts. Aber als der Verband abgenommen wird, kann er immer noch nichts sehen, der Kot hat ihm die Augen verätzt. Er will es nicht wahrhaben und lieber sterben, als blind sein, doch auf jeden Fall noch ein letztes Mal jagen. Da er blind nicht mehr in der freien Natur auf Jagd gehen kann, lässt er sich zu einem Vogelkäfig führen, wo er im Laufe der Jahre alle aus dem Nest gehobenen Jungvögel als lebende Jagdtrophäen gesammelt hat. Er erschießt alle, nur einen erwischt er nicht, und der verletzt ihm die Hand.
Am folgenden Tag kommt seine Tochter aus Italien zurück, sie hat sich entschlossen, auch gegen den Willen des Vaters einen bürgerlichen Mann zu heiraten. Beim Anblick des blinden Vaters ist sie aber so betroffen, dass sie nicht streiten mag. Sie vertreibt dem Vater die Zeit mit Vorlesen, bis sie merkt, dass seine Hand entzündet ist. Es ist eine Blutvergiftung, die nicht mehr geheilt werden kann. In den letzten Stunden seines Lebens söhnt sich der Graf mit seinem Sohn aus und gibt auch seinen Segen zur geplanten Hochzeit seiner Tochter.
Die Blindheit kommt erst am Ende des 700 Seiten umfassenden Romans vor und wird auch nur auf wenigen Seiten behandelt. Sie hat aber eine wichtige Funktion, weil sie zusammen mit dem (gewünschten) nahen Tod die veränderte Beziehung zu den Kindern des Grafen bewirkt.