Gebert, Anke: Schmucklos
Hamburg : Centralbibliothek für Blinde, 2005
63 S.
Kurzroman
Helen ist Musikerin, Ende vierzig, hat Klavier unterrichtet und komponiert. Durch eine Augenerkrankung ist sie nach und nach erblindet.
Einmal in der Woche kommt Jan, ein früherer Klavierschüler, der ihr die Post vorliest oder sie zum Einkaufen begleitet. Helen hat gelernt, im Alltag zurechtzukommen, aber manchmal empfindet sie ihr Leben als schmucklos.
Max Weber wohnt im selben Stadtteil. Er träumt davon, reich zu werden, ist aber bislang mit allen Geschäftsideen gescheitert und bessert seine finanzielle Situation mit nicht ganz legalen Methoden auf.
Im Stadtteil stirbt eine reiche alte Dame und der Nachlassverwalter versteigert ihren Besitz. Helen bittet ihren Vorleser Jan, sie zur Besichtigung zu begleiten. Dort interessiert sie ein wertvoller alter Flügel, und da sie gerade eine Sonderzahlung der Gema erhalten hat, beschließt sie, mit zu bieten.
Max Weber ist ebenfalls auf dieser Versteigerung. Er interessiert sich für den Schmuck, kann nicht widerstehen und steckt in einem kurzen unbeobachteten Augenblick ein paar Stücke ein. Der Diebstahl wird bald bemerkt und so müssen alle am Ausgang ihre Taschen öffnen.
Max Weber weiß nicht, wie er an der Kontrolle vorbeikommen kann, und versteckt den Schmuck deshalb im Flügel. Bei der Auktion achtet er darauf, wer den Flügel ersteigert, und als Helen den Zuschlag erhält, besucht er sie einige Zeit später unter einem Vorwand in ihrer Wohnung. Helen bemerkt, dass der Mann, der angeblich ihr altes Klavier kaufen wollte, sich nur für den neuen Flügel interessiert. Es kommt zu einem Handgemenge, Helen lässt in ihrer Verzweiflung den schweren Deckel des Flügels herunterkrachen, sodass Max Weber, der im Flügel nach dem Schmuck suchte, festklemmt. Seine Hände sind durch die Wucht des Deckels gebrochen und er muss auf die herbeigerufene Polizei warten. Dieser versucht er einzureden, er habe sich nur den Flügel anschauen wollen.
Einige Tage später findet der Klavierstimmer den Schmuck. Helen weiß zunächst nicht, wovon er spricht, dann reagiert sie schnell und tut so, als wären es ihre Sachen.
So schmucklos ist das Leben gar nicht, denkt sie – und dass es Tage gibt, an denen sie es sehr liebt, das Leben. (S. 63)