Blindheit und Sehbehinderung in Büchern und Filmen
700 Medien und 35 Jahre Forschung: Die Darstellung von Blindheit in Medien
Die Untersuchung von „Blindheit in den Medien“ basiert auf einer Sammlung von rund 700 Filmen, Printmedien, Theaterstücken und einer Auswahl an Hörspielen. Es sind hauptsächlich fiktionale Filme, Romane und Kurzgeschichten, aber auch Biografien und Autobiografien und vereinzelt erzählende Sachbücher für Kinder. Die Sammlung entstand über mehrere Jahrzehnte, teilweise durch Hinweise aus dem Bekanntenkreis, überwiegend durch die gezielte Suche in Bibliotheken und im Internet.
Das Ziel der Analyse war, herauszufinden, wie blinde und sehbehinderte Menschen in Medien dargestellt werden. Dabei habe ich festgestellt: Offene Diskriminierung ist selten, im Gegenteil: viele Autorinnen und Autoren ergreifen Partei für die seheingeschränkten Personen – oftmals stellt sich das jedoch als vordergründig heraus.
Dabei ist zu bedenken: Es ist nicht die Aufgabe von Literatur, Film und Audiomedien, die Realität eins zu eins abzubilden. Das Publikum hat bei der Rezeption einen Anspruch daran, unterhalten zu werden, abzuschalten und sich nicht bei jedem Feierabendfilm fortzubilden. Wenn aber bestimmte Erzählmuster und Lösungsvorschläge immer wieder vorkommen und offenbar vom Publikum nachgefragt werden, dann sagt dies viel über die Erwartungshaltung der Konsumenten und die Einstellungen der Gesellschaft aus.
Solche beim Publikum beliebten Muster können sein:
- Wohlwollende Stereotype, die blinden und sehbehinderten Menschen bestimmte Nischen zuweisen.
- Individualisierung von Konflikten und Ausblendung von struktureller Diskriminierung
- Umkehr der Inklusionspflicht: Betroffene stellen erst einmal unter Beweis, dass sie die (gesellschaftliche) Anerkennung verdienen
Gleichzeitig gehe ich davon aus, dass diese immer wiederkehrenden Erzählungen die gesellschaftliche Diskussion um Teilhabe und Inklusion auch einengen können.
Vergleiche ich die Ergebnisse dieser Untersuchung mit den Berichten anderer diskriminierter Gruppen, dann stelle ich fest, dass es Parallelen gibt. Die einzelnen konkreten Vorurteile unterscheiden sich, aber die obengenannten Grundmuster sind ähnlich. Deshalb ist es wichtig, diese Auswertung in die allgemeine Vorurteilsforschung einzubetten.
Ich habe von jeder Medieneinheit eine Kurzzusammenfassung geschrieben, die unter „Quellen“ einzeln abrufbar sind. Unter „Auswertung“ werden die gängigen Erzählmuster unter verschiedenen Gesichtspunkten ausgewertet und mit den entsprechenden Kurzzusammenfassungen verlinkt. Zur besseren Übersichtlichkeit wurde die Auswertung in vier Blöcke unterteilt, die die verschiedenen Aspekte thematisch bündeln. Unter „Beiträge“ finden sich unterschiedliche Fachaufsätze, die helfen sollen, die Darstellungen von Blindheit und Sehbehinderung einzuordnen.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.
Ihre Ulrike Backofen